Deferegger Heilwasser ist das älteste Tiefenwasser in Westeuropa

St.Jakob i. D. (pts018/08.09.2017/12:30) – Derzeit tagen führende Wissenschaftler in der Erforschung von Tiefenwässern und Balneologen in der Defereggen-Gemeinde St. Jakob mit dem Ziel, die zukünftige Rolle der Tiefenwässer als Heilwasser zu bestimmen. Das 1. St. Jakober Symposium zum Thema „Tiefenwasser zur Nutzung als Heilwasser“ ist das erste seiner Art in Europa. Im Rahmen eines Pressegespräches am Donnerstag, 7. September, informierten führende Tiefen- und Heilwasser-Experten wie der deutsche Tiefenwasser-„Papst“ Dr. Lorenz Eichinger, der Präsident der deutschen Vereinigung für Bäder- und Klimakunde e.V., Dr. Kurt von Storch, der Geschäftsführer des Österreichischen Kur- und Heilbäderverbandes, Dr. Kurt Kaufmann, Heilwasser-Experte Prof. DDr. Jürgen Kleinschmidt, der langjährige Arzt des Defereggentales, Dr. Ottokar Widemair sowie Gastgebergemeinde-Bürgermeister Ingo Hafele über die Neuheiten rund um das Deferegger Heilwasser.

Tief im Innern der Erde liegen große Wassermassen, die seit Hunderttausenden von Jahren luftdicht abgeschlossen vor sich hin reifen. Nahezu alle dieser Tiefenwässer sind Heilwässer. Bedingt durch den Klimawandel und die Suche nach alternativen Energieformen ist man in Zentraleuropa seit gut zehn Jahren verstärkt auf der Suche nach geothermisch nutzbaren Tiefenwässern und bohrt teilweise bis zu 6.000 Meter tief ins Erdinnere, um heißes Wasser zu finden. Man erwartet dort Wasser mit Temperaturen bis zu 250 Grad.

„Abfallprodukt vieler dieser Bohrungen, die zu keinem befriedigenden geothermischen Ergebnis führen, sind Heilwässer, die in der Regel viel thermische Energie und oft eine außergewöhnliche chemische und gasphysikalische Zusammensetzung aufweisen“, sagt Tiefenwasser-Experte Dr. Lorenz Eichinger. Der Grund dafür ist, dass diese Tiefenwässer nicht am normalen Grundwasserlauf teilnehmen und daher eine sehr lange Verweildauer aufweisen – teilweise bis zu einer Million Jahre. Damit finden sich in diesen alten Tiefenwässern außergewöhnlich hohe Anteile von Mineralien, die das Wasser im Laufe der Zeit aus dem Gestein aufgenommen hat oder Relikte von Urmeeren sind.

Auch in St. Jakob hatte man 2004 ursprünglich nach heißem Wasser gebohrt. Entdeckt hat man in 1850 Metern Tiefe ein ganz besonderes Heilwasser mit geringer Schüttung (450 ltr. Pro Tag). 2010 wurde das Heilwasser behördlich anerkannt und als jodhaltige Natrium-Chlorid-Sole-Therme deklariert. Das Heilwasser wird für Bäder, Wickel, zum Aufsprühen auf die Haut oder zum Inhalieren genutzt.

Das Besondere am Deferegger Heilwasser nun ist einerseits sein außergewöhnlich hohes Alter, andererseits die außergewöhnliche Komposition seiner Inhaltsstoffe. Sie machen dieses Tiefenwasser zu einem hochwirksamen Heilwasser mit stark desinfizierender Wirkung bei Indikationen wie allen Arten von Hauterkrankungen und Hautirritationen von Schuppenflechte und Psioriasis bis zu Wundheilungen, Bekämpfung von Mücken- und Wespenstichen und zur lästigen Fieberblase.

Extrem schleimlösend wirkt das Heilwasser bei Problemen der Atemwege und Nasennebenhöhlen. Und last but not least bewirken länger andauernde Behandlungen deutliche Schmerzlinderung und Verbesserungen bei rheumatischen Beschwerden, vor allem der kleinen Gelenke.

In einer eigenen „Badestudie“ von Univ. Prof. Dr. Peter Lechleitner und Dr. Ottokar Widemair nachgewiesen werden konnte auch die sogenannte „roborierende“ Wirkung des Deferegger Heilwassers. Wer über mehr als eine Woche im Heilwasser badet (3 bis 5 Liter auf ein Wanne) genießt einen signifikanten Erholungswert: „Die Gefäßfunktion verbessert sich, der Blutdruck sinkt, die Stimmung verbessert sich, der Schlaf wird besser und insgesamt fühlten sich die Probanden wesentlich erholter“, sagt Dr. Widemair.

Eine wissenschaftliche Frage ist die Frage nach dem Alter des Grundwassers. Das konnte nun vor wenigen Tagen erstmals in den USA am National Institute of Argonne, Argonne National Lab Chicago/Michigan in Kooperation mit der Universität Bern und der deutschen Firma Hydroisotop nachgewiesen werden. Argonne ist eines von zwei Instituten, die weltweit über diese Technik verfügen. Die Wissenschaftler kommen zum Schluss, dass das Deferegger Heilwasser rund 1 Mio. Jahre alt ist mit durchaus älteren Komponenten. Im Mischungsverhältnis von einem Drittel zu zwei Dritteln mischt sich zum hohen Anteil an altem Tiefenwasser auch ein zweites „nur“ 5.000 bis 10.000 Jahre „junges“ Tiefenwasser. Bestimmt werden konnte das Alter mit einer komplett neuen Technik, die es ermöglicht, Einzelatome bereits in geringen Wassermengen zu messen. Gemessen wurden Krypton 81-Atome. Das radioaktive Isotop hat eine Halbwärtszeit von ca. 220.000 Jahren, kommt in der Atmosphäre natürlich vor und mit dem Niederschlag auf die Erde. Die Messung bestätigte außerdem, dass das Deferegger Heilwasser derzeit das älteste Tiefen-Heilwasser Westeuropas ist.

St. Jakobs Bürgermeister Ingo Hafele führte in seinem Statement aus, dass es eine Zeit lang gedauert habe, bis klar war, über welchen Schatz man im Defereggental verfüge. Genützt werden soll das Heilwasser einerseits für die eigene Bevölkerung. In vielen Haushalten stehen bereits Heilwasserflaschen, die regelmäßig in Betrieb sind.

In naher Zukunft soll das Heilwasser aber auch für die Gäste in der Tourismusregion genützt werden. „Wir werden mit eigenen und externen Experten Strukturen und Programme entwickeln, um uns im Gesundheits- und Erholungstourismus neu zu positionieren. Unsere Gäste sollen wissen, dass sie sich nirgendwo so gut erholen können wie hier! Nur hier hat Urlaub diesen hohen Mehrwert für die Gesundheit“, sagt Hafele.

Unterstützung auf dem Weg zum Kurort bekommt St. Jakob dabei vom Österreichischen Kur- und Heilbäderverband und seinem Geschäftsführer Dr. Kurt Kaufmann, der für die alpine Alpenoase durchaus Chancen im Bereich des individuellen Gesundheits- und Kurtourismus sieht.

Und auch von seiten Osttirol Tourismus stehen die Signale auf Grün: „Wir haben im Budget 2018 schon für St. Jakob vorgesorgt“, sagte TVB-Obmann Franz Theurl im Rahmen seiner Eröffnungsrede.

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