Abnehmende Sterblichkeit bei Eierstock-Krebs

Wien (pts026/13.09.2017/14:20) – Moderne Therapien auf der Grundlage klinischer und molekularpathologischer Expertise haben zum Beispiel ganz entscheidend dazu beigetragen, dass die Sterberaten selbst bei der sehr aggressiven Krebsform Eierstockkrebs seit Jahren rückläufig sind, berichtet Prim. Univ.-Prof. Dr. Sigurd Lax (Institut für Pathologie LKH Graz Süd-West – Akademisches Lehrkrankenhaus der MedUni Graz, Vorstandsmitglied der ÖGPath/IAP Austria) bei einem Pressegespräch. Betrug die Mortalitätsrate 1985 noch 9,38 pro 100.000 Frauen, lag sie 2015 bei 5,24 und wird sich Prognosen zufolge bis 2030 auf 3,58 verringern.

„Wenn wir vor 25 Jahren bei einer Frau einen bösartigen Tumor an den Eierstöcken gefunden haben, lautete die Diagnose schlicht: ‚Ovarialkarzinom‘. Mittlerweile unterscheiden wir nicht nur sieben Subtypen, sondern können auch für jeden davon ein immunhistochemisches Profil erstellen“, so Prof. Lax. Das ist gerade beim Eierstockkrebs von großer Bedeutung, weil es dabei meist keine präoperative Biopsie-Diagnostik gibt. Ein großer Teil zählt zu den besonders aggressiven Tumorarten und wird, weil lange Zeit keine erkennbaren Symptome auftreten, oft erst sehr spät entdeckt. Beides zusammen macht ihn zu der am häufigsten zum Tode führende Krebsart unter den gynäkologischen Tumoren.

„Es gehört zu den wirklich großen Errungenschaften der modernen Pathologie, dass wir den Patientinnen heute sagen können, ob sie an einer aggressiven oder weniger aggressiven Tumorform leiden. Zwar können wir, weil wir noch nicht alle für diese Krebsart relevanten Schlüssel-Gene entdeckt haben, das Profil eines Ovarialkarzinoms noch nicht ganz so differenziert darstellen wie es etwa beim Lungen- oder Brustkrebs möglich ist. Dennoch liefern unsere Diagnosen auch heute schon die Grundlage für eine sehr individualisierte Form der weiterführenden Behandlung“, so Prof. Lax. Während das Standardprozedere früher immer „Bestrahlung-Operation-Chemotherapie“ lautete und für alle gleich war, kann die Therapie heute an die molekulare Expression des Tumors angepasst werden. Bei weniger aggressiven Formen, sogenannten invasiven Low-grade-Karzinomen, kann Frauen damit eine Übertherapie erspart werden, bei High-grade-Karzinomen dagegen ganz gezielt mit dem gesamten verfügbaren Instrumentarium vorgegangen werden.

Mutationen in den BRCA-Genen: Genanalysen eröffnen Weg zu gezielter Therapie

Wenn etwa, was bei einem aggressiven Tumor häufig der Fall ist, Mutationen in den BRCA-Genen gefunden werden, lässt sich daraus zweierlei ableiten: Zum einen ist das ein Hinweis, dass die Trägerin auch ein erhöhtes, erblich bedingtes Risiko hat, an Brustkrebs zu erkranken und es können die Abstände der Kontrolluntersuchungen daran angepasst werden. Zum anderen zeigt die Genanalyse den Weg zu einer sehr gezielten Therapieform auf. Prof. Lax: „BRCA-Gene stellen ein wichtiges Reparatursystem in den Zellen dar. Wenn sie mutiert sind, fällt dieses aus und Brüche im Doppelstrang werden nicht mehr repariert. Die Zelle aktiviert daraufhin ein Ersatzsystem und repariert solche Schäden mit sogenannten PARP-Enzymen. Hemmt man nun auch diesen Reparaturweg, führt die DNA-Schädigung zum Absterben der Zelle.“

In der Therapie macht man sich das auf folgende Weise zunutze: „Wir schädigen die Zell-DNA ganz bewusst durch eine Chemotherapie, wissend, dass die mutierten BRCA-Gene ihre Reparaturarbeit nicht aufnehmen können. Zusätzlich blockieren wir das alternative Reparatursystem pharmakologisch mit PARP-Inhibitoren“, so Prof. Lax. Dabei sei die Sorge, dass damit alle Zellen im Körper geschädigt werden könnten, unbegründet: „Das Positive an diesem Mechanismus ist, dass BRCA-Mutationen mit Funktionsverlust meistens nur in Tumorzellen vorkommen und daher vergleichsweise wenig toxische Nebenwirkungen im gesunden Gewebe auftreten.“

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