Wien/Vöcklabruck (pts014/12.02.2019/09:50) – Leben statt leiden: Eine auch in Österreich seit Kurzem verfügbare neue Substanz zur Migräneprävention kann Betroffenen helfen, bei denen andere Präventionsversuche gescheitert sind. Das zeigt die aktuelle LIBERTY-Studie. Dies berichten Experten anlässlich der 18. Österreichischen Schmerzwochen
40 Prozent der Migränepatienten in Österreich sind regelmäßig und häufig von quälenden Beschwerden geplagt: Sie leiden an mindestens fünf oder mehr Tagen pro Monat an Migräne, zeigte vor Kurzem die europaweite Eurolight-Studie. „Für diese Patientengruppe wäre eine präventive Behandlung grundsätzlich sinnvoll, doch leider gibt es immer Betroffene, die auf die bisher verfügbaren Medikamente nicht ausreichend ansprechen oder sie nicht gut vertragen“, erklärt Prim. Priv. Doz. Dr. Nenad Mitrovic, Vizepräsident der Österreichischen Schmerzgesellschaft und Vorstand der Abteilung für Neurologie am Salzkammergut-Klinikum Vöcklabruck, anlässlich der 18. ÖSG-Schmerzwochen.
In diesem Sinne zeigte die Eurolight-Studie, dass nur 6,6 % aus dieser Patientengruppe Medikamente zur Prophylaxe einnehmen. Seit Kurzem sind neue Medikamente (sog. monoklonale Antikörper) verfügbar, die einen zielgerichteten und vielversprechenden Ansatz für die Migräneprävention bieten. Die bisherigen Studien konnten eine gute Wirksamkeit von diesen Antikörpern in der Migräneprophylaxe nachweisen, schlossen jedoch therapieresistente Patienten zum Teil aus.
Die aktuelle LIBERTY-Studie hat nun untersucht, wie der Antikörper Erenumab bei Patienten wirkt, die bereits zwei bis vier andere erfolglose Präventionsbehandlungen hinter sich hatten. An der randomisierte Doppel-Blind-Studie waren insgesamt 246 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beteiligt, die unter episodischer Migräne litten und zu Behandlungsbeginn zwischen vier und 14 Migränetage pro Monat verzeichneten. Über einen Zeitraum von zwölf Wochen erhielten sie einmal pro Monat entweder 140 mg vom Wirkstoff Erenumab oder Placebo unter die Haut injiziert.
Bessere Lebensqualität, weniger Migränetage pro Monat
„Das Ergebnis ist vielversprechend: Patienten, die mit Erenumab behandelt worden waren, verzeichneten merklich weniger Migränetage pro Monat als die Placebo-Gruppe und waren folglich wieder besser in der Lage, aktiv am Alltagsgeschehen teilzunehmen“, berichtet Prim. Mitrovic. Konkret zeigte sich, dass im Vergleich zu Placebo doppelt so viele Patienten ihre Migränetage nach drei Therapiemonaten zumindest halbieren konnten (30 versus 14 Prozent). Fast bei dreimal so vielen Patienten konnten die Migränetage mithilfe des Antikörpers um 75 Prozent und mehr reduziert werden, sechs Prozent der Studienteilnehmer erreichten durch die Behandlung mit Erenumab völlige Beschwerdefreiheit, das gelang mit Placebo in keinem Fall.
Gleichzeitig verminderten sich unter Erenumab die Tage, an denen die Patienten Medikamente zur akuten Migränebehandlung einnehmen mussten. Die Verträglichkeit von Erenumab war sehr gut und unterschied sich nicht wesentlich von der des Placebos. Dies lässt hoffen, dass die Langzeittherapie von den Patienten besser angenommen wird, als dies bisher mit herkömmlichen Medikamenten der Fall war. Langzeitnebenwirkungen sind bis dato nicht bekannt.
Warum monoklonale Antikörper Migränepatienten helfen
Erenumab ist eines der neuentwickelten Medikamente, das die Aktivität des CGRP-Moleküls im Gehirn reduziert. „CGRP“ steht für „Calcitonin Gene-Related Peptide“, eine Eiweißsubstanz, die für das Entstehen von Migräneattacken eine wichtige Rolle spielt. Erenumab ist der erste monoklonale Antikörper zur Migräneprävention, der von der US-amerikanischen und Europäischen Arzneimittelbehörde zugelassen ist, weitere dürften in nächster Zeit folgen.
Quellen: Katsarava Z , Mania M , Lampl C , Herberhold J , Steiner TJ, Poor medical care for people with migraine in Europe – evidence from the Eurolight study. Headache Pain. 2018 Feb 1;19(1):10. doi: 10.1186/s10194-018-0839-1; Reuter U, Goadsby PJ, Lanteri-Minet M, et al. Efficacy and tolerability of erenumab in episodic migraine patients who previously failed 2-4 preventive treatments. Lancet. 2018 Oct
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