Was die wohl beste Filmkomödie aller Zeiten mit Deutschland verbindet

Speyer/Berlin (pts011/12.09.2019/10:00) – Es gibt Geschichten über legendäre Filme, die sind mitunter genauso faszinierend wie die Filme selbst. „Manche mögen’s heiß“, Billy Wilders Meisterwerk mit Marilyn Monroe, ist einer davon. Die Komödie, häufig als beste Komödie aller Zeiten gewertet, wurde am 17. September 1959 in Deutschland uraufgeführt. In der Erfolgsausstellung „Marilyn Monroe. Die Unbekannte“, die bis 12. Januar 2020 im Historischen Museum der Pfalz in Speyer zu sehen ist, kann jetzt Billy Wilders Original-Sammelmappe zu diesem Komödien-Klassiker bestaunt werden. Die Ausstellung und das Exponat sind indes nur zwei von zahlreichen verblüffenden Geschichten, Daten, Fakten und Personen, die „Manche mögen’s heiß“ mit Deutschland verbindet. Zum Beispiel unsere beliebte Redewendung „Niemand ist perfekt“.

Wie aus dem letzten Satz eines legendären US-Films eine deutsche Redewendung wurde

„Nobody’s perfect“ steht auf dem Grabstein. Das hatte der Meisterregisseur so verfügt. Das Grab befindet sich auf dem Westwood Village Memorial Park Cemetery in Los Angeles. In dieser Stadt war Billy Wilder am 27. März 2002 im Alter von 95 Jahren an einer Lungenentzündung gestorben.

„Well, nobody’s perfect“, sagt auch der verliebte Multimillionär Osgood Fielding III., als sich die von ihm so verehrte Daphne (gespielt von Jack Lemmon) die Perücke vom Kopf reißt und als Mann zu erkennen gibt. Es ist der so überraschende wie irrwitzige Schlusssatz von Wilders erfolgreichstem Film „Manche mögen’s heiß“. Als „Niemand ist perfekt“ wurde er zu einer deutschen Redewendung.

Wie eine Textpassage des Films in einem Hit der Rockband „Die Ärzte“ zu neuem Ruhm kam

Die deutsche Synchronstimme von Daphne alias Gerald „Jerry“ alias Darsteller Jack Lemmon stammte von Georg Thomalla. Ebendieser damalige deutsche Kinostar spielte acht Jahre zuvor auch eine der Hauptrollen in der deutschen Verkleidungs-Komödie „Fanfaren der Liebe“, von der sich Wilder nachweislich für seinen Jahrhundertfilm inspirieren ließ. 1998 kam Thomallas Synchronstimme erneut zu Ruhm, als die Rockband „Die Ärzte“ Wilders Filmtextpassage „Männer? Diese schrecklichen, haarigen Biester…“ mit Thomallas Originalton in ihren Hit „Männer sind Schweine“ einspielten.

Berlin – Hollywood, Hollywood – Berlin und retour – Billy Wilders filmreife Vita

Und immer wieder ist es dieser Billy Wilder selbst, dessen Leben seine alte Heimat mit seiner neuen verbindet. Geboren wurde er am 22. Juni 1906 als Samuel Wilder in Sucha. Das liegt in Galizien und gehörte damals zum Kaiserreich Österreich-Ungarn. Über eine mehrjährige Zwischenstation in Wien kam Wilder, der sich damals „Billie“ nannte, 1927 nach Berlin-Schöneberg. Hier, am Viktoria-Luise-Platz 11, wohnte er in einem winzigen Zimmer zur Untermiete. Eine Gedenktafel an diesem Hause weist heute darauf hin. Und hier begann für Wilder, der in Wien als Journalist gearbeitet hatte, auch seine Filmkarriere. Allerdings wilder-gerecht unter skurril-komischen Umständen. Das geschah, als der Direktor einer Berliner Filmgesellschaft sich in Unterhosen aus dem Schlafzimmer der Nachbarin in Wilders Mini-Zimmer flüchten musste. Wilder machte sich diesen Umstand zunutze und verkaufte Amors Flüchtling sein erstes Drehbuch. Neben seiner Arbeit als Reporter wurde das Drehbuchschreiben fortan zu Billies zweiter Einnahmequelle. So schrieb er zusammen mit Erich Kästner auch das Drehbuch für die Erstverfilmung von Kästners Roman „Emil und die Detektive“.

1933 floh Wilder vor den Nationalsozialisten über Paris in die USA, wo er sich jetzt „Billy“ nannte. Hier machte er schnell als Drehbuchautor und dann auch als Regisseur eine steile Karriere. 1945 kehrte Wilder im Auftrag des U.S. Army Signal Corps in das besiegte Deutschland zurück. Aus dem umfangreichen Filmmaterial der Amerikaner und Briten über die Befreiung des KZ Bergen-Belsen machte er den Dokumentarfilm „Die Todesmühlen“. Für ihn eine doppelte emotionale Belastung, waren doch seine nächsten Verwandten, seine Mutter und sein Stiefvater, in KZs ums Leben gekommen. Kurze Zeit später kam er im Rang eines Colonels und erneut im Auftrag der US-Regierung nach Deutschland und drehte 1947/48 im zerstörten Berlin den Film „Eine auswärtige Affäre“, bei dem Marlene Dietrich eine der Hauptrollen spielt. 10 Jahre später drehte er mit ihr auch seinen berühmten Film „Zeugin der Anklage“.

Es war Schicksal, dass Wilder immer dann in diesem Lande war, wenn sich Dramatisches ereignete. So auch, als er ab Juni 1961 in Berlin die Ost-West-Komödie „Eins, zwei, drei“ mit James Cagney, Liselotte Pulver und Horst Buchholz drehte. Das Brandenburger Tor ist in dem Film ein wichtiger Schauplatz. Als am 13. August die Mauer gebaut wurde, musste Berlins Wahrzeichen mit großem Aufwand auf dem Münchner Bavaria-Gelände nachgebaut werden, was die Kosten für den Film beträchtlich nach oben trieb.

Zu dieser Zeit stand Wilder auf dem Zenit seiner Karriere. „Manche mögen´s heiß“ war 1959 weltweit ein großer Publikumserfolg, auch in Deutschland. Und in dem Jahr, als er in Berlin „Eins-zwei, drei“ drehte, wurde er als Regisseur, Produzent und Drehbuchautor gleich dreifach für den Film „Das Appartment“ mit einem Oscar ausgezeichnet. Drei Oscars für einen Film, das ist bis heute nur sieben Regisseuren gelungen. Er drehte über 60 Filme und wurde rekordverdächtige 21 mal für einen Oscar nominiert und sechsmal ausgezeichnet. „Manche mögen’s heiß“ war für sechs Oscars nominiert, hatte aber mit „Ben Hur“ und „Das Tagebuch der Anne Frank“ starke Konkurrenz. So wurde lediglich Wilders Kostümbildner Orry-Kelly 1960 mit dem Oscar für die besten Kostüme in Schwarzweiß geehrt. Besser schnitt der Film im selben Jahr bei der Golden Globe-Verleihung ab. Er wurde als beste Komödie ausgezeichnet – und Jack Lemmon und Marilyn Monroe wurden als bester Hauptdarsteller und als beste Hauptdarstellerin in einer Komödie geehrt.

„Condemned“ – eine Komödie mit Rating „C“ wird zum Welterfolg

Heute gilt diese Komödie als Billy Wilders bekanntester Film. Sein Humor ist zeitlos. Wie Wilder mit diesem Film damals auch die Wertemaßstäbe auslotete, das lässt sich heute nur erahnen. Die mitunter doppeldeutigen Dialoge, die „Schlüpfrigkeit“ von Szenen, die Mafia-Schießereien und der gezeigte Genuss von Alkohol führten dazu, dass im prüden Amerika der 50er Jahre die Komödie das Rating „C“, erhielt, wobei „C“ für „condemned“ steht, was einer Mißbilligung gleichkommt. Die deutsche FSK gab den Film erst ab 18 frei und verfügte für die Feiertage ein Vorführverbot. Später wurde das Alter dann ab 16 herabgesetzt, was immer noch gilt und heute wie ein moralischer Anachronismus wahrgenommen wird.

Wilders Sammelmappe – ein faszinierende Schatztruhe zu „Manche mögen´s heiß“

Wilders Sammelmappe zu diesem Film, die jetzt in der Monroe-Ausstellung in Speyer zu sehen ist, umfasst über 200 Einzeldokumente mit verschiedenen Filmskripten, Presseheften mit Filminhalten, Biografien zur Besetzung, Korrespondenzen, Telegramme, Recherchematerial, Presse-Berichte u.v.m. Die Mappe ist ein Spiegelbild der vielen Anekdoten, die diesen Film bis heute begleiten. Und die immer wieder überraschende Bezüge zu Deutschland aufweisen. Im kleinen ist es z.B. die Anekdote, dass Wilder bei den Dreharbeiten extra einen Transvestiten aus Berlin an den Drehort in Kalifornien einfliegen ließ, der die Hauptdarsteller Jack Lemmon („Daphne“) und Tony Curtis („Josephine“) beraten sollte, wie sie sich auf der Flucht vor der Chicagoer Mafia als verkleidete Frauen zu verhalten haben, zumal in einer Damen-Kapelle, wo Mann als Frau nicht Mann sein konnte.

Die unbekannten Seiten der „Marke“ Marilyn und ihr größter Erfolg mit Wilders Meisterwerk

Und im großen ist es natürlich der Umstand, dass auf über 1000 Quadratmetern in Speyer noch bis 12. Januar 2020 rund 400 Einzelstücke rund um die Filmikone Marilyn Monroe gezeigt werden, mit vielen Bezügen auch zu ihrem erfolgreichsten Film, zu „Manche mögen´s heiß“. Zu verdanken ist das dem Mannheimer Privatsammler Ted Stampfer, der über die weltweit größte Sammlung ihrer Art und Zusammenstellung über die Monroe verfügt. Stampfer mit seinen Leihgaben und seinem Wissen und Lars Börner als Kurator haben gemeinsam eine Ausstellung konzipiert, die tatsächlich als einmalig zu bezeichnen ist.

Das Ziel, „die Unbekannte“ Marilyn zu zeigen, ist aufgegangen. Zu sehen ist eine Marilyn, die sich mit „Mut und Verstand“, wie es ihre Bewunderin Alice Schwarzer einmal ausdrückte, einen Platz in der Männerdomäne Film erkämpfte. Als belesene, jederzeit neugierige, aufgeschlossene, perfektionistische und selbstbewusste Frau, deren Gerechtigkeitssinn sie auch als Streiterin gegen den Rassismus zeigt, wie das Beispiel ihres Eintretens für die farbige Musiklegende Ella Fitzgerald eindrucksvoll demonstriert. „Manche mögen´s heiß“ ist ihr erfolgreichster Film. Und hätte auch ihr wirtschaftlich lukrativster werden können, da sie an den Einnahmen des Films beteiligt war. Durch ihren frühen Tod, dessen Ursachen nach dem neuesten Kenntnisstand sehr anschaulich und abwägend in der Ausstellung dokumentiert werden, kam sie nicht mehr in den Genuss dieses Geldsegens.

Ein tragischer Aspekt ihres Lebens verbirgt sich hinter den Werbefotos für die Plakatwerbung zu diesem Film. Marilyn war mehrfach schwanger. Alle Schwangerschaften endeten in Fehlgeburten. Als die Werbefotos für „Manche mögen´s heiß“ gemacht werden sollten, war bereits offensichtlich, dass sie schwanger war. Deswegen machte Sandra Warner, die Darstellerin der Emily, die Fotos mit Curtis und Lemmon. Anschließend wurde Marilyns Kopf auf Warners Körper fotomontiert.

Eine Entdeckung: Was Marilyn mit einem Fotografen aus dem Ausstellungsort Speyer verbindet

Die Werbetour für ihren größten Erfolg absolvierte sie mit großem Engagement. Diese führte sie auch nach Chicago, wo im Film Joe (Tony Curtis) und Jerry (Jack Lemmon) unfreiwillig Zeuge eines Massakers des Mafiagangsters Gamaschen-Colombo werden und womit die ganze Geschichte ihren Lauf nimmt. Und – so will es ein erneuter Zufall – bei dieser Promotion-Tour in Chicago wird sie drei Tage lang hautnah und exklusiv von einem gewissen Manfred Linus Kreiner begleitet. Er ist einer der in der Ausstellung präsentierten Fotografen. Und er wurde, wie Kurator Lars Börner bei seinen Recherchen im Speyerer Stadtarchiv herausfand, am 17. September 1926 in ebendieser Stadt in der Pfalz geboren. Ausgerechnet auch noch an diesem September-Tag, an dem 33 Jahre später in Deutschland „Manche mögen’s heiß“ in den Kinos startete. „Es ist schön, dass diese tolle und erfolgreiche Ausstellung damit noch ein echtes Stück Speyerer Lokalkolorit bekommen hat“, so Kurator Lars Börner.

Das letzte Wort hat – der Meisterregisseur…

Und damit schließt sich der Kreis der vielen Geschichten, Anekdoten und Menschen aus den USA und Deutschland, die bei diesem Ausnahmefilm auf die mitunter merkwürdigsten Umstände zusammenfanden. Und die ein klein wenig bis heute sogar Auswirkungen auf unsere Sprache und Kultur haben, wie bei Redewendung „Niemand ist perfekt“. Das Original, „Nobody´s Perfect“ wurde übrigens vom American Film Institute unter die 100 wichtigsten Filmzitate gewählt. Es erscheint deshalb angemessen, an dieser Stelle dem Meisterregisseur Billy Wilder das letzte Wort zu überlassen. Er kommentierte die beiden berühmten Worte wie folgt: „‚Nobody’s perfect‘ ist der Satz, der mein gesamtes Werk am besten zusammenfasst. Es gibt weder Komödie noch Drama mit perfekten Menschen.“

Informationen zur Ausstellung „Marilyn Monroe. Die Unbekannte“: http://www.marilyn-ausstellung.de . Kontakt: Historisches Museum der Pfalz, Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, Ansprechpartnerin: Sabine Karle-Coen, M.A., Domplatz 4, 67346 Speyer, Tel. 06232-1325-14, E-Mail: kommunikation@museum.speyer.de.

Weitere Informationen über die Stadt erhalten Sie bei der Tourist-Information Speyer , Maximilianstr. 13, 67346 Speyer, Tel: +49 (0)6232 142392, E-Mail: touristinformation@stadt-speyer.de oder unter http://www.speyer.de sowie unter: http://www.dom-zu-speyer.de

Text dieser Pressemeldung: gika-press Giesbert Karnebogen, Paul-Friedländer-Str. 1, 65203 Wiesbaden, Tel.: 0611-18683-90, Mobil: 0171-6106861, E-Mail: gk@gika-press.de, Webseite: http://www.usecomm.de

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